Fastengedanken 3: Versorgt genug?

"Versorgt genug? Den Mangel nicht fürchten." heißt das Motto der evangelischen Fastenaktion "7 Wochen ohne" in dieser Woche. Ein aktuelles Thema in einer Zeit, da sich der zurückgetretene Bundespräsident an Privilegien klammert und der Gesellschaft vorlebt, wie wichtig Statussymbole und Äußerlichkeiten sind. Der künftige Bundespräsident hat zu diesem Thema auch etwas gesagt, er erzählte, dass für ihn Freiheit das höchste Gut ist und dass er nach der Wende gelaubt habe, das sei für alle Deutschen so. Die Deutschen aber lieben die Sicherheit mehr als die Freiheit. Wie sehr sich Sicherheit und Freiheit entgegenstehen, zeigt Tom Hodgkinson in seinem genialen und radikalen Buch Die Kunst, frei zu sein: Handbuch für ein schönes Leben. In dem Kapitel "Hör auf, dich um die Rente zu sorgen. Lebe!" prangert er die privaten Rentenversicherungen an, die uns eine beruhigende Sicherheit versprechen und uns eigentlich nur Angst machen. Wir geben unsere Freiheit auf, ackern und rackern, um die Beiträge zahlen zu können (damit die Versicherungsagenten sich ein noch tolleres Auto kaufen können). "Sicherheit ist ein Hirngespinst!" (S. 280). Wer die Versorgung selbst in der Hand nimmt, bleibt frei, zum Beispiel mit einem Gemüsegarten. Wer den Mangel nicht fürchtet, geht frei durchs Leben.

Kommentare

Bianca hat gesagt…
Liebe Micha,
danke für den Buch-Tipp. Das klingt vielversprechend - ich hab's gleich mal auf meinen Wunschzettel gepackt!
Achja: Einfach ist das nicht, den anderen beim Essen zuzuschauen! Bin aber froh, dass ich es aushalte.
LG, Bianca
frau kreativberg hat gesagt…
Ganz so radikal schaffe ich es nicht zu leben. Mir ist schon eine gewisse Grundabsicherung wichtig (also ein Job, der in den Pensionsfond einzahlt oder so). Aber zusätzlich eine Pensionversicherung mache ich nicht. Ich bin eine große Skeptikerin, was Geldanlagen u.dgl. betrifft. Ich habe kein Vertrauen, dass ich das Geld jemals wieder sehen werde. Ich empfinde es als große Erleichterung nicht ständig an die Rente zu denken. Immer wieder bekomme ich z.B. gesagt: das ist ja Wahnsinn, so "viele" Kinder, du kriegst nicht genug Jahre für die Rente zusammen usw. - vor allem arbeite ich sicher noch sehr lange Teilzeit. Ja... für mich habe ich beschlossen, dass das Jetzt zählt, das Dasein für meine Kinder, das Genießen des Lebens mit meiner Familie, der Versuch ein bisschen Selbstversorgung zu verwirklichen usw. - das alles kann ich JETZT tun. Sicher denke ich auch ab und an an die Zukunft, aber wer weiß, wie lange ich lebe. Niemand kann mir garantieren, dass ich das Rentenalter erreiche. Und dann mache ich mir wohlmöglich Vorwürfe, weil ich nicht vorher richtig gelebt habe und vielleicht sogar schlechtes Gewissen, weil meine Kinder nur von a nach b geschickt wurden und ich sie gar nicht "kennengelernt" habe. ich bin überzeugt davon, dass man nicht für alles vorsorgen kann, auch wenn das Versicherungen gerne glauben machen wollen.
Es zählt das Jetzt, ein Blick in die Zukunft schadet nicht, aber man muss nicht so leben, als wär man auf der Überholspur, nur um ständig vorzusorgen, oder?
Alles Liebe. maria
Sybille hat gesagt…
Hallo Micha, du hast mich neugierig auf dieses Buch gemacht!
Liebe Grüße
S.
linnea hat gesagt…
da schneidest du ein so schwieriges thema an! ich finde es richtig schwer, das horten und angst haben in dieser hinsicht abzustellen, mein momentanes glück zu genießen und die zukunftsabsicherung so rational wie möglich zu gestalten... das buch habe ich neulich verschenkt, weil ich das thema wirklich zentral finde.
linnea

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